Die Wahrsagerin (Gemälde von Michail Alexandrowitsch Wrubel, 1895)

Das Kartenlegen, auch genannt Kartomantie oder Chartomantik (Kartenlegekunst), ist ein Teilbereich der Wahrsagung. Der Kartenleger sieht sich in der Lage, mit Hilfe von Spielkarten (dies können spezielle Karten wie Lenormand-, Zigeuner-, Kipper-, Engels-, Mondorakel- und Tarot-Karten, aber auch ein gewöhnliches Skatblatt sein) über Situationen, Personen und Zukunft etwas aussagen zu können, ohne faktisches Wissen zu benötigen. Die Voraussagen finden ihre Grenze am psychologischem Geschick des Kartenlegers und der Mitteilungsfreude des Fragenden. Wissenschaftlich gesehen ist die Vorhersage der Zukunft aus der Lage von Karten nicht möglich.

Geschichte[Bearbeiten]

Das Kartenlegen soll ab dem 7. Jahrhundert in China entstanden sein, als sich dort der Holztafeldruck entwickelte, mit dem auch Spielkarten in Mode kamen, die bald als Wahrsagekarten eingesetzt wurden. In Europa kam das Kartenlegen im 15. Jahrhundert auf, vermutlich durch Fahrendes Volk als Jahrmarktsattraktion, hatte aber keine gesellschaftliche Relevanz. Erst im 18. Jahrhundert, hauptsächlich durch französische Okkultisten wurde die Kartomantie ein populäres Phänomen, das bis heute anhält.

Vorgang[Bearbeiten]

Die Kartenleger definieren ihre eigene Tätigkeit als Hilfestellung mit dem Ziel zur Lösung von Problemen zu gelangen. Sie ermitteln die gegenwärtige Lebenssituation durch das Kartenlegen und schließen zu den so erlangten Erkenntnissen von ihr auf die Zukunft. Während dieses Prozesses erkennt der Kartenleger mögliche Zukunftsperspektiven, aufgrund derer er seine Prognose erstellt. Alles Wissen ist bereits in jedem Menschen enthalten, ohne dass er in der Lage ist darauf zuzugreifen.

Dazu mischt der Kartenleger die Karten und breitet sie nach bestimmten Mustern und Bildern aus, wobei die verschiedenen Positionen oftmals Bezeichnungen wie gegenwärtige Situation, Ängste und Hoffnungen oder zukünftige Ereignisse tragen. Aus den vorgegebenen Kartenbedeutungen in Verbindung mit der Kartenposition will der Kartenleger etwas herauslesen, was einen Blick in die Zukunft gestattet und zur Lebensanalyse tauglich sein soll.

Neuere Entwicklungen des Kartenlegens[Bearbeiten]

Im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts verlieh die New-Age-Bewegung der Esoterik und damit auch der Kartomantie eine große Popularität. In dieser Zeit entstanden zahllose Derivate der verbreiteten Kartendecks. Sowohl Printmedien, das Internet, verschiedene Fernsehsender und Telefon-Hotlines als auch spezielle Esoterikszeneläden bieten heute die verschiedensten Spielarten der Kartomantie an.

Einklagbarkeit des Honorars[Bearbeiten]

Inwieweit Honorare für gewerbliches Kartenlegen einklagbar sind, ist in Deutschland juristisch umstritten. Einerseits sind Verträge über offensichtlich unmögliche Leistungen wie Hellsehen nichtig, das heißt, dass der Erbringer kein Anrecht auf die vereinbarte Zahlung hat. Andererseits befand der Bundesgerichtshof 2011, dass auch bei einer objektiv unmöglichen Leistung die Vergütungspflicht nicht entfalle, falls sich beide Vertragsparteien im Rahmen der Vertragsfreiheit über Leistungen geeinigt haben, die man als „jahrmarktähnliche Unterhaltung“ verstehen könne. Die Klägerin hatte vom Beklagten bereits mehr als € 35.000 für zahlreiche telefonische Lebensberatungen auf der Grundlage von Kartenlegen erhalten und verlangte nun die Begleichung weiterer € 6.700. Der Fall wurde ans Oberlandesgericht Stuttgart zurücküberwiesen und endete mit einem Vergleich. [1]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Urteil des Bundesgerichtshof vom 23. Januar 2011 auf juris.bundesgerichtshof.de, Zugriff am 2. August 2013; Maximilian Becker: Absurde Verträge. Mohr Siebeck, Tübingen 2013.

Literatur[Bearbeiten]

  • Gérard Analect Vincent Encausse Tarot der Zigeuner, der absolute Schlüssel zur Geheimwissenschaft; Ansata-Verlag, Bern-München-Wien 1999; ISBN 3-502-20245-1
  • Antoine Court de Gébelin Le monde primitif, anlyse et comprare avec le monde moderne Band 8
  • Eliphas Levi Secrets de la magie – Paris : Laffont, 2000. – ISBN 2-221-07808-X
  • Jean-Baptiste Alliette Etteilla ou la seule manière de tirer les cartes Amsterdam, 1773
  • Stuart R. Kaplan: Der Tarot. Geschichte, Deutung, Legesysteme. Original: Tarot Classic. 1972. Aus dem Amerikanischen von Burkhardt Kiegeland. 5. Aufl. 1988 (1. Aufl. 1984), Hugendubel, München 1988, ISBN 3-88034-224-5.

Weblinks[Bearbeiten]



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