Als Ort der Kraft (Kraftort, Kraftplatz, magischer Ort) wird ein Ort bezeichnet, dem eine meist positive (selten auch negative) psychische Wirkung im Sinne einer Beruhigung, Stärkung oder Bewusstseinserweiterung zugeschrieben wird. Als Kraftorte werden überwiegend geographische Orte bezeichnet, die nach esoterischen Vorstellungen eine besondere Erdstrahlung haben. Je nach esoterischer Ausrichtung werden geomantische, magische, mythische oder Feng Shui-„Energien“ angenommen. In der Psychotherapie werden Imaginationen von Orten der Kraft in Entspannungsübungen zur Vertiefung der Entspannung genutzt. Manchmal wird der Begriff auch für Plätze gebraucht, die subjektiv als beruhigend, erholsam oder erbauend erlebt werden.

Die behaupteten Energien an bestimmten geographischen Orten sind wissenschaftlich nicht nachweisbar.

Geographische Kraftorte[Bearbeiten]

Nach verbreiteten esoterischen Vorstellungen, sind alle Kultstätten aus vorchristlicher Zeit und Sakralbauten, die über Kultstätten errichtet sind, besondere geomantische Kraftorte. Dabei wird angenommen, die Menschen der Frühzeit hätten ein Gespür für Verdichtungen oder Konzentrationen von „universaler Lebensenergie“ an bestimmten Orten im Kosmos oder auf der Erde gehabt.[1]

Häufig gelten auch markante geographische Orte wie Quellen, Flussufer, Schluchten, Berggipfel, Höhlen, Felsen, Steine, alte Bäume und Lichtungen, besonders wenn sich Mythen und Sagen um sie ranken, als Kraftorte.

Nach esoterischen Vorstellungen können auch mittels Intuition oder Radiästhesie unbekannte Kraftorte gefunden und ihre Stärke in Bovis-Einheiten durch Pendeln gemessen werden. Nach solchen „Messungen“ wäre zum Beispiel die Allianz Arena in München mit 19.000 Bovis ein doppelt so starker Kraftort wie das Papst-Geburtshaus in Marktl mit 8.500 Bovis. Es gibt bei Vertretern der geomantischen Esoterik auch Vorstellungen, Kraftortbesucher entzögen dem Kraftort Energie und es dauere eine Zeitspanne bis an dem Ort der energetische Anfangszustand wiederhergestellt sei.[2]

Zu den bekanntesten, oft als Kraftort bezeichneten Orten gehören unter vielen andern der Uluru (Australien), Stonehenge (Großbritannien), die Pyramiden (Ägypten), die Nazca-Linien (Peru) oder die Externsteine (Deutschland).

Tourismus[Bearbeiten]

Im Tourismus liegen Reisen mit spirituellen und esoterischen Programmen im Trend.[3] Dem entsprechend wird mit Kraftorten oder magischen Orten als Attraktion für Besucher geworben.[4] In den letzten Jahren wurden „Natur-Kraft-Wege“[5] oder „Kraftpfade“[6] angelegt, auf denen eine größere Anzahl von Kraftorten auf dichtem Raum markiert sind.

Immer wieder kommt es an Orten, die als magisch gelten und für die Ureinwohner heilige Stätten sind, zu Konflikten zwischen den Interessen moderner Touristen und den religiösen Gefühlen der Ureinwohner. Die Anangu am Uluru haben seit 2007 wiederholt gedroht, das Gebiet für Touristen wegen unangemessenen Verhaltens zu sperren. Indianer in Nordamerika wehren sich mit Erfolg gegen touristische Aktivitäten an ihren heiligen Stätten, zum Beispiel am Devils Tower in Wyoming und am Cave Rock[7] in Nevada.[8]

Kirchen und Klöster[Bearbeiten]

Innerhalb der Kirchen werden zuweilen kirchliche Gebäude als Orte der Kraft bezeichnet, die aber kaum etwas mit den esoterischen geographischen Kraftorten zu tun haben, sondern als Stätten gemeint sind, an denen durch Andacht oder Gottesdienst eine seelische Stärkung erfolgt.[9][10][11][12][13][14][15]

Innerer Ort der Kraft[Bearbeiten]

In der Psychotherapie, vor allem bei der psychologischen Schmerztherapie, werden bei Entspannungsübungen oder in Fantasiereisen Orte der Kraft zur Vertiefung von Entspannungszuständen und zur Aufmerksamkeitslenkung genutzt. Der Patient wird angeleitet bzw. gebeten, sich einen Platz aus seiner Erinnerung vorzustellen, an dem er sich besonders wohl bzw. gestärkt fühlte. Imaginationen von Orten der Kraft spielen auch bei der Stressbewältigung und in der Sterbebegleitung eine Rolle.[16][17]

Siehe auch[Bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten]

  • Luise Weidel: Strahlungsfelder, Erdstrahlen & Elektrosmog, Kraftorte & Bäume.
  • Rainer Limpöck: Kraftorten der Alpen: Unterwegs zu den Kraftorten der Alpen. Pichler Verlag, Wien, 2009. ISBN 978-3854315070

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. „Von „Kraftorten“, „heiligen Plätzen“ und „sakralen Landschaften““ Publikation der EKD
  2. Gudrun Sachse, Niklas Schenk: „In der Rute liegt die Kraft“, Dossier Wissenschaft in GEO Special Nr. 6/2008 – Magische Orte
  3. Dossier Wirtschaft und Politik in GEO Special Nr. 6/2008 – Magische Orte
  4. Deutsche Zentrale für Tourismus: Mythologie und Magische Orte Deutschland-Tourismus
  5. Natur-Kraft-Weg Odenwaelder-Zeitung (vom 16. März 2010)
  6. „Esoterik – Wiener Bezirk Wieden legt Kraftpfad an“ Vienna Online
  7. Sacred Land Film Project en
  8. Dossier Wirtschaft und Politik in GEO Special Nr. 6/2008 – Magische Orte
  9. „Die Menschen erfahren die Klöster plötzlich nicht mehr nur als Kultur- und Wirtschaftsträger, sondern als Orte der Kraft“ Sueddeutsche 2008
  10. „Kirchengebäude als heilige Orte, Orte der Kraft, erinnerten uns an unser eigentliches und letztes Ziel.“ Badische Zeitung 2010
  11. „Als Ort der Kraft dient den Schwestern dabei neben intensivem Gebet ihre Kirche, die als Oval im Herzen der Anlage steht.“ Für mehr Toleranz und Menschlichkeit – Die Gemündener Kreuzschwestern und ihr Erziehungs- und Bildungsauftrag (Version vom 30. August 2010 im Internet Archive)
  12. „… ein besonderer Ort der Kraft, eine spirituelle Idylle sozusagen, weil das Kloster inmitten einer grünen Oase aus Wald und Wiesen liegt und sowohl erhabene Ruhe wie Abgeschiedenheit ausstrahlt.BR-Online 2010
  13. „Stift Heiligenkreuz im Wienerwald ist ein „Ort der Kraft“ (Papst Benedikt XVI.)“ Stift Heiligenkreuz
  14. „Solche Kraftorte sind offenbar gefragt, denn ständig entstehen neue: „Binnen eines Jahres sind Autobahnkirchen und -kapellen in Hamm-Rhynern, Kassel, Wittlich und Bochum hinzugekommen““Kölner Stadt-Anzeiger 2010
  15. Kritische Stellungnahme gegen den Trend „spiritueller Kulturtankstellen“ Bistum Münster 2010
  16. Hilarion Petzold: Psychotherapeutische Begleitung von Sterbenden. Universität Mainz Schmerztherapie/ Thanatologie
  17. Mohammed El Hachimi,Liane Stephan: SpielArt. Konzepte systemischer Supervision und Organisationsberatung. Vandenhoeck & Ruprecht, 2002, ISBN 978-3525461068 Buchvorschau



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